Heute wird es wieder in eine größere Stadt gehen, denn heute geht es weiter nach Kaohsiung, einer 2,8 Millionen Einwohnerstadt mit dem wichtigsten Hafen von Taiwan.
Doch zunächst einmal sind wir noch in Tainan unterwegs, denn ich wollte noch gerne bei einem Laden vorbeischauen, der DIY Artikel anbieten, sowie ein paar von den Angestellten hergestellte Produkte. In dem Laden gibt es wirklich alles und zu sehr günstigen Preisen, von Kettenanhängern, Beads über Fäden und Drähte bis hin zu Stoffen. Nachdem ich fertig geshoppt habe und „Stammkunde“ in dem Laden geworden bin (so eine typische Verkaufsläden Membership mit Punkten und Rabatten) geht es weiter. Da hatte ich irgendwie wenig Mitspracherecht, mir schien die dortigen Angestellten wollten zu gerne eine Europäerin in ihrer Karteikarte haben. Macht ja auch nichts und meine gekauften Gegenstände finde ich toll.



Danach geht es noch den allmorgendlichen Saft holen und auf dem Weg kommen wir durch eine Restaurantstraße. Passt eigentlich ganz gut, wir haben schon fast 12. Also wird es Zeit die lokale Spezialität in Tainan zu probieren, Nudeln mit Aal. Leider finde ich bei den ersten 3 Versuchen kein Lokal, dass es anbietet. Aber der Inhaber des dritten Ladens führt mich zum richtigen Restaurant. Dort sitzt gerade eine Oma und spielt mit ihrem Enkel. Diese entpuppt sich als Köchin und Inhaberin. Ich bestelle einmal die Nudeln und wir nehmen Platz. Die Nudeln sind sehr schmackhaft, ich vermute eine sojabasierte Soße, dazu kommt frittierter, nicht geräucherter Aal. Insgesamt sehr lecker und ich bin glücklich, doch noch diese lokale Spezialität probiert zu haben.
Nun müssen wir aber los, es geht zurück zum Hotel unsere Rucksäcke einladen und ab zum Bahnhof. Dort holen wir uns Tickets für den nächsten Zug nach Kaohsiung, der eine halbe Stunde später fährt. Der Zug ist wie gewohnt pünktlich und bald sind wir schon in Kaohsiung.
Isa hat unterwegs doch noch Hunger bekommen und sich am Straßenstand ein paar süße Gebäckstangen geholt.
Kaohsiung hat im Vergleich zu den anderen Städten einen eher lustig zustande gekommenen Namen, weshalb er sich auch so anders anhört, denn ursprünglich hieß es mal Takau. Mit der japanischen Herrschaft, die im letzten Artikel erwähnt wurde, änderte sich der Name zu Takao. Takao ist phonetisch identisch zu Takau, in den Schriftzeichen wurde bei der wortwörtlichen Übersetzung der chinesischen Schriftzeichen aus „den Hund schlagen“ jedoch ein „hoher Held“. Dies aber nun wieder chinesisch statt japanisch gesprochen wird zu Gāoxióng (=Kaohsiung). Ob die in der damaligen Zeit wirklich wussten, wovon der andere dann jeweils gesprochen hat, würde mich wirklich interessieren.
Wir kommen an der Hauptstation an und steigen dort aus. Die ist schon mal sehr schön und das habe ich bereits von Kaohsiung gelesen. Dort wurden viele der MRT Stationen sowie – die sich im Bau befindliche – Hauptstation von Designern entworfen, weshalb es einige sehr schöne MRT Stationen geben soll. Eine steht auch auf meiner must-see Liste. In der Hauptetage der Station angekommen bemerke ich, dass es eine Art Anime und Manga Festival gibt oder vielleicht ist dies dort auch dauerhaft dort, ich weiß es nicht genau. Auf jeden Fall muss ich mir das später genauer angucken. Es gibt auch eine Minigalerie zu besichtigen mit Originalwerken von berühmten Mangaka, das notiere ich mir gedanklich direkt als To Do für den nächsten Tag. Wir nehmen die MRT für 4 Stationen und nach weiteren 10 Minuten Fußweg sind wir im Hotel. Für Kaohsiung haben wir uns ein etwas besseres Hotel gegönnt, da es einen Infinitypool auf der 24. Etage mit super Aussicht hat. Auch ansonsten ist das Hotel sehr komfortabel und hat sogar einen Dyson Haartrockner im Bad.




Wir gehen natürlich erstmal direkt zum Pool und begutachten die Aussieht. Die ist heute leider etwas getrübt, da es nebelig ist auf Grund des schlechten Wetters. Naja, vllt. wird es ja morgen besser. Wir ruhen uns eine Weile aus und brechen dann auf, um etwas essen zu gehen. Heutiges Ziel ist der Lihue Nachtmarkt in Kaohsiung, ein eher touristischer Nachtmarkt, der aber dennoch mit leckeren, lokalen Sachen überzeugen soll.
Dieser Markt ist wieder strassenförmig organisiert im Stile einer Fußgängerzone. Als wir ankommen ist der Markt bereits gut gefüllt und es herrscht ein wildes Tohuwabohu. Wir schlängeln uns durch die Massen von Stand zu Stand, um einen Überblick zu gewinnen, was der Markt so bietet. Da der Verkehr hier auch für Mofas untersagt ist, gibt es im Vergleich zum Nachtmarkt in Taichung auch ein paar Tische in der Mitte. Die Stimmung und Atmosphäre ist sehr gut und die stimmen gefüllte Geräuschkulisse rundet den Vibe ab. Wir starten erstmal wie gewohnt mit Säften, ich mit Papayamilch und Isa mit Zuckerrohrsaft.
Nachdem wir einen Überblick erhalten haben, gehen wir die Stände für Hauptspeisen ab. Ich hatte mir eine Art Hotdog ausgesucht, ehrlich gesagt, weil der Stand eine riesige Warteschlange hat. Also wahrscheinlich der neuste Hype oder so. Probieren möchte ich trotzdem und wir stellen uns in der 20 Personen Schlange an. Als ich weiter nach vorne komme, kann ich den Prozess der Herstellung deutlicher sehen und stelle fest, dass das Brötchen ein Quinoa Brötchen ist, quasi eine relativ feste, klebrige Reismasse, halt nur aus Quinoa, sehr spannend. Dazu ist die Masse wahlweise mit Basilikum, Chili oder Curry gewürzt. Ich entscheide mich für Curry. Bei den Würstchen handelt es sich um die hier sehr typischen taiwanesischen Würste. Die gibt es hier tatsächlich wirklich überall und ist noch verbreiteter, wie bei uns die Bratwurst, hier normaler statt im Brötchen am Stiel serviert. Die Wurst hatte ich schon häufiger und schmeckt sehr gut, in etwa wie etwas fettigere Mettenden.
Wir gehen weiter und schauen ein paar Leuten bei ihrer Arbeit zu. Das Besondere an diesen ganzen Ständen und Nachtmärkten ist, dass die Inhaber ihr Produkt wirklich zelebrieren und möglichst viel frisch zubereiten. Deshalb sieht man die Leute Teig kneten, ausrollen und zu Nudelteigtaschen formen, die Schweinshaxe marinieren oder ihr Dessert anfertigen. Also nächstes hole ich mir Calamari Tempura sowie ein frisch gezapftes Bier. Das habe ich hier noch nicht häufig gesehen, aber sehr cool, dass es hier einen Stand gibt. Wir setzen uns und genießen das Essen. Zum Abschluss gibt es noch Banana Pancake, der leider nicht mit dem gestrigen mithalten kann sowie bei Isa noch ein mit Schokolade gefüllter Teigtaler. Nachdem wir uns durch den ganzen Markt gefuttert haben, gehen wir wieder zurück zur MRT.
Wie bereits erwähnt, wurde die Stationen alle von Designern gestaltet und die dem Markt nächstliegende Station ist zudem eine der schönsten. Diese wurde von einem italienischen Glasdesigner gestaltet, wie man direkt schon an der Oberfläche erkennt, da die Eingänge von Glasstrukturen überdacht sind. Mich erinnert es etwas an die Louvre Pyramide, sieht auf jeden Fall sehr schön aus. Das Highlight der Station kommt aber es unten, der Light Dome, bei dem der Künstler die riesigen Maße einer MRT Station genutzt hat, um eine 25m Durchmesser umfassende Glaskuppel zu gestaltet. Und die hat es in sich und ist einfach beeindruckend, wir bleiben eine halbe Stunde, um Fotos zu machen und die einzelnen Elemente des Bildes zu betrachten.
Mittlerweile ist es 24 Uhr und wir begeben uns zur Bahn und nehmen die letzte Richtung Hotel.
Morgen steht ein Tag in Kaohsiung an und ich bin gespannt was mich erwartet. Der Ausblick vom Hotel hat meine Neugierde geweckt, obwohl ich zuvor bei Kaohsiung nicht die höchsten Erwartungen hatte. Es bleibt spannend, was diese Stadt noch alles in petto hat.
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