Tawains kulturelle Hauptstadt – Tainan

Ein voller Tag in Tainan und der muss schließlich auch genutzt werden!

Mein ersten Ziel ist das National Museum of Taiwans History. Isa findet das gar nicht unterhaltsam und geht stattdessen lieber nach Anping, wo wir uns am Nachmittag treffen, um dort auf einer Insel zu chillen.

Doch bevor ich mich zum Museum aufmache, möchte ich erstmal zu Fuß ein wenig von der Innenstadt von Tainan erkunden. Dabei ist Tainan überraschend anders, wie die anderen taiwanesischen Städte. Hohe Gebäude oder gar Wolkenkratzer fehlen hier komplett. Die gesamte Innenstadt besteht mehr oder weniger aus 2- bis 3-geschössigen Gebäuden, was der Stadt einen komplett anderen Flair verleiht. Hier in Tainan sind dementsprechend alle Restaurants und Läden im Erdgeschoss, wodurch es leichter ist, diese zu finden bzw. sich beim Vorbeigehen einen Eindruck zu verschaffen. Dies ist insbesondere überraschend, da auch Tainan 1,8 Millionen EInwohner hat und damit fast doppelt so groß ist wie Köln. Auf den Straßen herrscht bereits Trubel und die Restaurants sind in fleißiger Vorbereitung für die Mittagszeit. Bei einigen Restaurants, die Snacks zum mitnehmen anbieten, bilden sich bereits lange Schlangen und die Straßen sind vom Duft verschiedenster Speisen gefüllt, es riecht hervorragend. Denn durch die Erdgeschoss Lage reiht sich hier wirklich ein Laden an den Nächsten. Irgendwo müssen schließlich all die Restaurants unterkommen, denn in Asien isst man sehr häufig zwei Mal am Tag auswärts, manche sogar immer. Das geht sogar soweit, das manche Haushalte gar keine Küche und Kühlschrank besitzen oder aber bestenfalls für Getränke. Richtig kreativ finde ich die Trinkwasser Station, normalerweise sind das normale Vending machines, in diesem Fall aber echt cool in Form einer Tanksäule. Da das Leitungswasser nicht getrunken werden sollte, gibt es hier überall solche Automaten, um sich große 10L Kanister, oder halt nach Belieben, mit Trinkwasser zu füllen. Das erspart den unnötigen Gang zum Supermarkt und das viele Schleppen von Einzelflaschen. Als Ich an einem Saftladen vorbeikomme, gönne ich mir erstmal einen frisch gemachten Drachenfrucht-Saft, sehr lecker! Und so schlendere ich weiter bei sehr angenehmen 29°C und bedecktem Himmel durch die Straßen. Die Luftfeuchtigkeit is hier definitiv subtropisch und fast auf Singapore Niveau.

Nachdem ich fürs erste genug von der Innenstadt gesehen habe, mache mich auf zum Museum, das etwas ausserhalb vom City Center liegt. Es befindet sich direkt neben dem gerade im Bau befindlichen Baseball Stadium von Tainan. Das ganze Gebiet befindet sich in der Entwicklung, da viele Bauten – auch von größerem Ausmaß – stattfinden, wie im Fall des Stadions. Nach Recherche möchte Tainan Asiens Hub für die Baseballspieler Entwicklung werden, weshalb hier ein ganzer Trainingskomplex entstehen soll, dessen center piece das 25.000 Personen fassende Stadium sein soll. Aber wieder zurück zum Museum.

Von außen macht das Museum schon mal einen hervorragenden Eindruck!

Ich hole mir ein Ticket sowie direkt einen Audio Guide und begebe mich in das Innere des Gebäudes. Hierbei verhält es sich ähnlich wie in Singapore, von schönen 29°C Außentemperatur auf 19°C Raumtemperatur. Mir ist etwas kalt, aber das lässt sich jetzt wohl nicht ändern. Immerhin ist die Ausstellung alles andere als kalt und schnöde. Ganz im Gegenteil, das Museum ist super gestaltet, von spannenden interaktiven Elementen, über beeindruckende Aufbauten bis hin zu spannenden Geschichten über Personen und Erlebnisse der Zeit, die die sonstigen Museumtexte sehr auflockern.

Ich lerne sehr viel über die Geschichte Taiwans. Zwei Punkte möchte ich hierbei besonders hervorheben.

Zum einen wurde ich im Vorfeld gefragt, wieso die Westküste dicht besiedelt ist, die Ostküste aber nicht. Hier konnte ich damals nur die Vermutung aufstellen, dass es mit dem Handel mit dem chinesischen Festland zusammenhängt und deshalb die Festland zugewandte Seite sich besser ökonomisch entwickelt hat. Hier kann ich nun eine sehr viel genauere Erklärung geben.

Zum anderen einen Sachverhalt über die Zugehörigkeit Taiwans, die in den aktuellen, weltgeschichtlichen Geschehnissen durchaus interessant ist.

Exkurs über Taiwans Geschichte:

W

ie kommt es also zu dieser ungleichen Besiedlung der Insel Taiwan? Und wie steht dies im Zusammenhang mit der zeitaktuellen Diskussion um die Zugehörigkeit Taiwans?

Zurückzuführen geht das auf den Konflikt zwischen der aufstrebenden Qing Dynastie(Manchu-Chinesen) in Chinas Nordosten und der bestehenden Herrschaft der Ming Dynastie (Han-Chinesen). Als Folge der mehreren Jahrzehnte andauerenden Konflikte und dem schleichenden Untergang der Ming Dynastie – vor allem im Süden Chinas -, hat der Ming loyale General Zheng Chenggong Taiwan eingenommen und die Niederländer vertrieben. Mit dem Ziel auf Taiwan eine starke Militärbasis aufzubauen, um Mainland China zurückzuerobern, quasi als letzte Bastian der Han-Chinesen. Deshalb gründete er 1661 das Kingdom of Tungning, das Tainan und die Penghu Inseln umfasst. Dadurch rückte Taiwan als Insel unweigerlich in den Fokus der Qing Dynastie, obwohl Taiwan bisher von Mainland China eher ignoriert wurde. Die Qing Dynastie starte eine Invasion und übernahm das Kingdom of Tungning in 1683, welches es der Region Fujian und Südchina zuordnete. Darauf folgend nahm die Qing Dynastie die gesamte Westküste von Taiwan ein, wollte gleichzeitig jedoch nicht, das Mainland Chinesen dorthin migrieren. Deshalb führten sie ein Genehmigungssverfahren ein, falls jemand nach Taiwan auswandern wollte, welches über mehr als ein Jahrhundert aufrecht erhalten wurde. Die Regierung war der Ansicht, dass es bei einer zu großen Bevölkerung auf der Insel zu Konflikten kommen würde. Somit beschränkte sich das Herrschaftsgebiet der Qing Dynastie auf West-Taiwan. Es gab also einen harten Schnitt durch Taiwan: In Westtaiwan gab es Steuern und den rechtlichen Rahmen der Qing Dynastie, in Osttaiwan nicht. Die Qing Dynastie ging soweit, dass ihre Karten den Osten nicht mal abbildeten, da sie diesen als „jenseits der zivilisierten Welt“ betrachteten und Han-Chinesen, der überwiegenden Bevölkerungsgruppe auf Taiwan und in Mainland China, verboten dorthin zu gehen. Man beachte die Sprache dieser Originalkarte aus 1715, die sich im Besitz des Nationalen Palastmuseums befindet! Dabei transformierten sie (West-)Taiwan von einem internationalen Lande- und Handelspunkt zu einer Provinz mit Fokus auf Handel innerhalb der Fujian-Taiwan Region. Somit kam es tatsächlich zur Unterstützung und ökonomischen Stärkung von Westtaiwan gegenüber Osttaiwan, was sich bis in die heutige Zeit auswirkt.

Deutlich zu sehen, wie ausschließlich West-Taiwan dargstellt wird und der östliche Teil der Inseln einfach fehlt.

Nachdem der erste Punkt geklärt ist, stellt sich die Frage, wieso das ggf. auch für die aktuelle Diskussion um Taiwans Zugehörigkeit interessant ist. Zurückkommend auf die gezeigte Karte, verbreitete sich diese mit der Zeit in ganz Asien und somit auch bei Chinas unbeliebten Nachbarn Japan. Diese erkannten, dass entsprechend der Karte, der östliche Teil von Taiwan unbeanspruchtes Land war und unternahmen eine Invasion von Osttaiwan. Erst zu diesem Zeitpunkt, als Japan 1874 – fast 200 Jahre nach der Machtübernahme der Qing in Taiwan – bereits auf der Insel angelegt hat, fing die Qing Dynastie an sich für das gesamte Taiwan zu interessieren und beanspruchte die gesamte Insel für sich. Ebenfalls erst im folgenden Jahr 1875 wurden die Einreisebestimmungen für Taiwan aufgehoben und die Karte entsprechend ergänzt. 1894 ist jedoch der Sino-Japanische Krieg ausgebrochen und, als Folge der Qing Niederlage am 17. April 1895, wurde Taiwan an Japan abgegeben. Erst nach dem zweiten Weltkrieg wurde Taiwan an die Kuomintang (KMT) übergeben, die auch heute noch die führende Partei in Taiwan sind. Es ist die Partei, die im chinesischen Bürgerkrieg verloren hat und sich daraufhin vom Festland zurückzog. Zuvor stellte sie auch auf dem Festland die Anti-kommunistische Gegenbewegung dar. Es ist also spannend, dass Taiwan zwar zum einen auch heute zu 95% aus Han-Chinesen besteht, gleichzeitig jedoch in der Vergangenheit, bis auf die 19 Jahre zwischen 1875 und 1894, von China kein territoraler Anspruch erhoben wurde.

Wie ihr seht, ist das Museum sehr anschaulich und unterhaltsam gewesen, dass man sich solche Fakten gut merken kann. Ich hatte eine Menge Spaß dort und habe einige Stunden im Museum verbracht, dass die geschichtliche und kulturelle Entwicklung Taiwans von den ersten Stämmen bis in die heutige Zeit abdeckt.

Nachdem ich im Museum fertig war, habe ich mir ein Uber nach Anping bestellt, dem ältesten Stadtteil von Tainan, wo die Niederländer angelegt haben und ihr Fort Zeelandia erbaut haben. Dieses ist auch noch heute zu sehen und steht auf meiner Liste. Vor Ort angekommen treffe ich Isa und wir begeben uns erstmal auf die Suche nach etwas zu Essen. Nach einer Weile werden wir fündig und haben uns beide nur eine Kleinigkeit zu Essen geholt, da wir am Abend noch Essen gehen wollen.

Danach geht es direkt weiter zum Fort Zeelandia, dass zwar sehr gut erhalten ist, dafür aber vom Museumaspekt eher das Gegenteil vom Vormittag darstellt: wenig informativ und eher rudimentär aufgestellt. Da es in Anping auch nicht so viele Sehenswürdigkeiten gibt und es sowieso langsam dunkel wird, schaue ich mir noch das Tree House an bevor wir zurück ins City Center fahren, uns im Hotel umzuziehen und zum Nightmarket weiterfahren.

Wir sind zum Hua Yuan Nightmarket gefahren, der einer der besten der Stadt sein soll. Im Vergleich zu Taichung ist dieser nicht eine Straße, sondern entspricht mehr einem Jahrmarktmodell vom Aufbau her. Es gibt eine große freie Fläche, die von vielen parallelen Straßen durchzogen wird, ähnlich wie beim Arolser Viehmarkt, nur mit kleineren Flächen.

Auch hier gibt es hervorragend kleine Leckereien und wundervolle Süßigkeiten, die einem das Herz höher schlagen lassen. Wir laufen erstmal alle Wege entlang, um einen Überblick zu gewinnen und starten dann mit einem Papaya Milchshake sowie ich mit einer Variation von einem Burger, der frisch zubereitet und das Fleisch gehackt wird.

Leider fängt es kurz darauf an zu regnen, wodurch sich der Markt leert und ein paar Läden schließen. Der Großteil bleibt aber geöffnet und uns macht ein bisschen Wasser nichts aus, außerdem haben wir auch noch Hunger. Wir gehen weiter und arbeiten uns langsam über den Markt. Isa startet mit einer Käsestange sowie mit einem Thailändisches Papayasalat, der aus grünen Papaya besteht, und ebenfalls frisch nach traditioneller Weise im Holzmörser gestößelt, um das Aroma der Papaya freizusetzen. Dann gönnen wir uns noch Dessert und schaffen es dabei einen der wenigen überdachten Sitzplätze auf dem Markt zu ergattern. Zunächst gibt es Banana Pancake, der wirklich sehr gelungen ist, und anschließend Pancake Soufflé mit einer Limonenschokoladen Glasur.

Mittlerweile sind wir auch gut nass geworden, was bei den 26°C um 23 Uhr jedoch nicht sonderlich schlimm ist. Dennoch begeben wir uns zurück ins Hotel, sammeln auf dem Weg aber beide noch einen Drachenfrucht Saft ein.

Anna Lena

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