Heute bleibt es bei dem eher mauen Wind von nur ca. 15 Knoten. Deshalb ist heute Ruhetag angesagt, was meinen Muskeln auch guttut. Denn ich habe ganz schön Muskelkater von der Session gestern. Erstes Ziel heute wir die Überquerung des Pazifiks sein! Wie bitte? Nein, natürlich nicht nach Amerika, nicht der ganze Pazifik, sondern nur 100m. Denn es gibt einen kleinen vorgelagerten Felshügel, der bei Ebbe erreicht werden kann. Dieser liegt am nordöstlichen Ende der Insel und da heute Ebbe zwischen 11 und 12 Uhr ist, geht es zunächst dort hin. Scheinbar ist es im Sommer deutlich touristischer, denn alle Straßen der Wohnhäuser sind gesperrt und es gibt nur einen großen, kostenpflichtigen Parkplatz. Dann nehmen wir eben diesen. Der funktioniert übrigens, natürlich, hier auch per Videoerkennung. Also kein Ticket ziehen oder so ein Quatsch, sondern einfach hereinfahren und vor der Ausfahrt am Schalter das Nummernschild eingeben und zahlen. Die Schranke öffnet sich dann automatisch, sobald das Nummernschild erkannt wird. Heute habe ich den Platz fast für mich alleine, es stehen 6 Scooter und 1 Auto dort und das, obwohl das Wetter super mitspielt. Kaum Wind – für Penghu Verhältnisse, in Köln und Arolsen wäre es starker Wind – bei nur leichter Bewölkung und viel, viel Sonnenschein. Da lassen sich die 23°C auch sehr gut in kurzer Hose und T-Shirt genießen.
Die Attraktion wird auf der Insel übrigens Moses crosses the red sea genannt (also Moses überquert das Rote Meer) und das, obwohl sie ja eigentlich hauptsächlich taoistisch und ein wenig buddhistisch eingestellt sind. Was man gut bei Ebbe erkennen kann ist, wie Korallenlastig und steinig das Meer an der Nordseite der Insel ist. An der Südseite gibt es viel Sandstrand plus ein paar Korallen, während es im Norden hauptsächlich Steinstrände sind.
Gegessen wird wieder in einem Straßenlokal, das, als ich ankam, komplett voll war. Ich war der letzte Gast und danach ging es für die Belegschaft, um 13 Uhr, in die Mittagspause. Die Kellner waren bemüht und erklärten, was die Amis mögen und was die Franzosen mögen. Ich habe von gestern gelernt und nach Bildern von Google bestellt. Das, was die Franzosen mögen, ist es also 😂.
Im Anschluss geht es weiter zu einem der besagten Strände im Süden, denn ich wollte gerne ein wenig chillen und lesen. Auf dem Weg entdecke ich jedoch noch ein cooles Baustellenfahrzeug, das am Wegesrand steht. Ich frage mich, ob das selbst zusammengebaut wurde oder es das wirklich mal so zu kaufen gab. Es ist auf jeden Fall noch im Einsatz, die Sicherheitstauglichkeit mal infrage gestellt, und funktioniert. Made in Taiwan halt.
Am Strand angekommen entdecke ich noch ein paar Sandskulpturen, die wohl für den Sommer und die vielen Touristen erstellt wurden. Touristen sieht man um die Zeit wirklich so gut wie keine, was mir sehr gefällt, da man so mehr das local Leben sieht. Da dieser Abschnitt ansonsten eigentlich sehr touristisch ist, habe ich quasi den ganzen Strand und das Café für mich alleine. Ich bestelle mir einen Kaktuskuchen mit einem Kiwisaft und chille mich in eine der Hängebänke.


Eine ganze Weile später und definitiv später wie geplant, geht es zurück nach Magong. Das Local Living Museum, also Museum des Insellebens, hat nämlich nur noch 1 Stunde geöffnet und das wollte ich mir gerne anschauen. Ich schmeiße mich auf den Scooter und fahre los. Das Museum ist, wie bereits das in Tainan, sehr liebevoll und gut gemacht. Erneut mit vielen großen, und anschaulichen Exponaten. Es gibt sogar ein altes Holzschiff, das man begehen kann, um ein Gefühl für das Leben auf dem Schiff zu gewinnen. Und die Schlafkabinen waren wirklich, wirklich winzig! Im Museum wird dann auch erklärt, dass die Korallenzäune der Häuser (ihr erinnert an den vorherigen Post) deshalb so hoch seien, um dahinter eine Bewirtschaftung des Landes für den Eigengebrauch zu ermöglichen. Zudem erfahre ich, dass Penghu erstmal vor 5.000 Jahren bewohnt war, diese aber nach 1.000 Jahren die Insel aus unbekannten Gründen verlassen haben (oder ausgestorben sind?). Danach waren sie lange unbewohnt. Im 12. Jahrhundert haben dann Fischer die ersten Unterkünfte errichtet und es gab sieben, kleine Dörfer, aber es dauerte noch mehrere Jahrhunderte bis die Inseln wirklich bewohnt wurden. Nämlich erst im 17. Jahrhundert, ausgelöst du Hungersnöte auf dem Festland, kam es zu einem großen Immigrationsschub.
Nach dem lehrreichen und spannenden Museum geht es noch zur alten japanischen Kaserne von Magong, auch Duxingshi Village genannt. Es handelt sich um die älteste erhaltene militärische Wohnanlage in ganz Taiwan.
Es ist die einzige erhaltene, japanische Kaserne auf den Penghu Inseln. Diese waren auf Grund ihrer Lage sonst einer der größten Außenpunkte der japanischen Streitkräfte. Den Holzgebäuden kann man sehr schön den unverkennbaren, japanischen Baustil ansehen. Die Gebäude sind übrigens wirklich kein und vor allem tief. Ich konnte durch keine Tür aufrecht durchgehen und auch im Innenbereich, war meistens nicht so viel Platz.
Im Anschluss schlendere ich noch etwas durch die Straßen von Magong und überlege mir dabei, dass ich mir auf Grund des Muskelkaters und des anstrengenden Kitetages eine Massage verdient habe. Ich suche für später schon mal ein Massagestudio aus.
Letzter Stop auf meiner Sightseeing Tour heute ist die Rainbow Bridge von Magong. Diese bietet Fußgängern und Fahrradfahrern die Möglichkeit, einmal um das gesamte Hafengelände zu laufen/fahren. Sie bildet also quasi das Tor und die Einfahrt in den Hafen von Magong und liegt direkt gegenüber von dem winzigen Stadtstrand, den Magong besitzt und auf dem schon ein paar Locals, so ca. 10 Personen, entweder auf dem Strand sitzend oder in Campingstühlen, den Abend ausklingen lassen. Einer hat sogar ein Feuer angeworfen, ob er gleich wohl was grillt, also eine Art Beach BBQ? Die Brücke finde ich auf jeden Fall mega gelungen und die Lichteffekte sind mit den Spiegelungen im Wasser sind einfach nur toll. Wieder mal eine sehr schöne architektonische Konstruktion, die ich hier in Taiwan sehe.
Der kleine Stadtstrand sieht am Tag übrigens so aus.
Auf dem Weg zur Massage komme ich noch an einem interessanten Tempel vorbei. Dieser hat deutlich weniger Drachenmerkmale wie sonstiges Tempel in Taiwan. Das liegt daran, dass dieser Tempel der Wassergottheit Ma gewidmet ist. Wahrscheinlich wenig überraschend für eine Inselnation und definitiv mal eine Abwechslung zu den sonstigen Tempeln, die doch recht ähnlich aussehen.
Nun geht es noch zur Fußmassage, bei der ich den Tag entspannt ausklingen lasse. Ich gönne mir eine einstündige Fußmassage, die hier umgerechnet ca. 30€ kostet :).
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