Jiufen nach Taichung

Heute stand der Weg von Jiufen nach Taichung an, ca. 200km, der klimatisch betrachtet jedoch mehr dem Unterschied zwischen Norddeutschland und Italien gleicht.

Bevor es losgeht holen wir uns aber noch etwas Verpflegung und schlendern noch mal über den Markt und die Gässchen von Jiufen. Wie es sich für einen Novembertag hier gehört, regnet es in Strömen, durch die Häuser und Überhänge wird man – bis auf den gelegentlichen Tropfen genau in den Nacken – jedoch eher weniger Nass auf dem Markt. In den anderen Gassen umso mehr. Dabei probieren wir Nougatkekse und ich hole mir einen Croissant-artigen Blätterteig mit Taropasten Füllung sowie Cheesecake. Da ich Taro eigentlich in allen Arten liebe, direkt als Gemüse oder aber auch als Eis, bin ich schon gespannt wie es schmeckt. Isa holt sich einen Riesenbeutel gefriergetrocknete Erdbeeren.

Die ersten 40km legen wir wie auf dem Hinweg mit dem Bus zurück. Als wir im Hotel ankommen, schauen wir auf die Uhr und stellen fest, dass der Bus in 6 Minuten fährt. Perfekt, wir haben 3 Minuten Fußweg. Also Rucksäcke auf die Schultern und Abmarsch. Wir schlängeln uns mit den großen Rücksäcken durch die mit Touristen vollgestopfte Marktstraße, um zur Hauptstraße zu gelangen. Schnell einmal um die U-Kurve geschaut und sieh an, da steht schon unser Bus 965! Also schnell hin nicht, dass er ohne uns fährt. Als wir näher kommen, sehen wir, dass die Personen noch am Aussteigen sind, also unnötig gerannt. Den t legen wir also entspannt zurück und warten an der Bushaltestelle bis alle ausgestiegen sind. Während wir geduldig mehre Minuten warten, da es sich bei den ankommenden Personen durchaus nicht gerade um sportliche 20-jährige handelt, sehen wir auf der anderen Seite, mit viel Elan in die Kurve gehend, einen Jiufen verlassenden, gelben Bus mit der Nummer 965… Mist, wir stehen an der falschen Haltestelle. 1 Minute später sind alle ausgestiegen und der Bus wechselt seine Anzeige auf Out of Service, vielen Dank, aber das wussten wir mittlerweile bereits auch.

Also wieder den Berg hoch, um die Kurve herum und 500m weiter an die andere Bushaltestelle. Nun bekommen wir endlich den richtigen Bus, auch wenn Isa zunächst noch einmal nett von den Locals darauf hingewiesen wird, sich bitte ordentlich in die Schlange zu stellen und sich bitte nicht vorzudrängeln. Die Taiwanesen sind sehr, sehr regelkonform. Ich würde sagen, in den mir offensichtlichen Fällen auf der Straße sogar mehr wie die Singaporees.

In Taipei heißt es einmal kurz in die Metro Richtung Bahnhof, damit wir die nächsten 140km mit dem Schnellzug zurücklegen können. Die Tickets sind günstig und kosten nur 20€. Wir haben noch 1:30 Stunden Wartezeit und chillen uns in eine Starbucks. Isa geht ein paar Dumplings essen, während ich meine SIM Karte Wechsel, da ich noch was für die neue Arbeit klären wollte und schreibe nebenbei den gestrigen Blogartikel. Als Isa wiederkommt bin ich mit dem Artikel gut vorangekommen und möchte die SIM wider zurückwechseln, was fehlt? Die SIM, die habe ich smarterweise, eine Mikro SIM, nur auf den Tisch gelegt. Wie der Name schon sagt, ist die verdammt klein. Läuft also mal wieder und ich sehe mich schon erstmal ohne funktionsfähiges Handy. Während ich meinen Rucksack ausräume, hilft Isa mit suchen und findet sie schließlich in einer Tasche. Wie die sich in die verschlossene Tasche teleportiert hat, weiß ich nicht… Immerhin die SIM ist wieder da, also alles einpacken und zu den Gleisen. Die sind hier spannenderweise anders sortiert als bei uns, und zwar nach ausgehender Fahrtrichtung und nicht nach Zug. Eine Ebene nach Norden, der entgegenkommenden Zug darunter auf der Ebene nach Süden. Der Highspeed Zug fährt durch die Städte übrigens unterirdisch. Entgehend gängiger Behauptung, es gäbe in Asien so viel Korruption, gab es beim Bau dieser Untergrund Bahn deutlich weniger fehlende Stahlträger wie in Köln.

An den Gleisen eine neue Überraschung, es gibt hier nicht nur die zuvor bereits geschilderten Anstellreihen, sondern diese sind nach Waggon und Sitzreihen(!) sortiert. Ob das wohl funktioniert? Und wie! Alle stehen an, es gibt kein Gedränge, der Ein- und Ausstieg dauert eine knappe Minute in einer 2,8 Millionen Stadt am Hauptbahnhof!

Nicht nur das, der Zug hält wirklich an der pünktlich an der vorhergesehenen Stelle. Dies hat mein antrainiertes Weltbild der letzten 5 Jahre zerstört, wonach Züge im besten Fall mit leichter Verspätung mit komplett andere Anordnung und Reihenfolge und unter Wegfall mancher Waggons einfährt und erst nach ca. 10 Minuten weiterfährt, weil sich am Gleis alle umrennen auf der Suche nach ihrem Wagon, der nun am anderen Ende ist. Wir sind begeistert, wie man auch unserer What’s App Kommunikation entnehmen, da wir unterschiedliche Sitzreihen haben.

Nach ca. 1 Stunde kommen wir sehr entspannt in Taichung an und wollen den Bus in die Stadt nehmen. Da wir kategorisch manche Orte nicht finden, laufen wir also direkt den 1km weiter mit dem ganzen Gepäck zur MRT und nehmen die U-Bahn in die Stadt. Zielsicher eingestiegen haben wir den Umsteigepunkt verpasst und entfernen uns wieder vom Zentrum. (Der Bus wäre natürlich ohne Umsteigen gewesen). Also steigen wir wo ganz anders wieder aus und nehmen ein Uber zum Hotel. Das wiederum ist der absolute Knaller und in einem modern-vintage Stil mit Steampunk Elementen Style gehalten.

Nach einer kurzen Verschnaufpause gehen wir Eis essen bei einem der berühmtesten Spots in Taichung, benannt nach dem früheren Optiker Miyahara der hier seinen Laden hatte. Der Laden sieht spektakulär aus und das Eis kann definitiv mit Italien mithalten, was ein absoluter Wahnsinn ist. Vielleicht gibt es nicht ohne Grund das erste Michelin-Stern Eis-Restaursnt/Laden der Welt in Taichung?

Anschließend begeben wir uns auf die Suche nach Abendessen, bis wir ein Schild mit lecker aussehenden Gerichten finden und gehen dort ins Einkaufzentrum. In Asien sind allein schon auf Grund des limitierten Platzes die meisten Restaurants in Malls. Nachdem wir die erste Etage abgesucht haben folgt die nächste. Leider finden wir es mal wieder nicht … täglich grüßt das Murmeltier! Nachdem wir die gesamte Mall abgelaufen haben und es nicht gefunden haben, kehren wir zum Eingang zurück, um festzustellen, dass es der erste Laden auf der rechten Seite ist. Wir beglückwünschen uns selber, dass wir es dieses Mal auf Anhieb gefunden haben und gehen essen. Es gibt Sichuan Style chicken, also gebratene Hühnerbrust, abgekühlt und in scharfen Öl eingelegt. Sehr lecker!

Nach dem Essen überlegen wir noch kurz in eine Bar oder Club zu gehen. Nach anfänglicher Motivation möchte Isa dann doch lieber aufs Zimmer. Also gehen wir ins Hotel, legen uns hin und schlafen direkt ein 😴.

Morgen geht es in Taichung weiter!

Anna Lena

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