Was haben Jiufen, ein Teebecher und Ms Poppins gemeinsam? Die Antwort hierauf haben wir im Verlauf des heutigen Tages erfahren und möchten euch gerne auf diese Reise mitnehmen.
Für den heutigen Tag haben wir uns viel vorgenommen, zuerst geht auf den mit 600m höchsten Berg im näheren Umkreis bevor es im Anschluss weiter nach Houtong, dem Katzendorf mit über 200 Katzen bei 100 Einwohnern, gehen soll.
Die erste Ernüchterung gab es jedoch direkt zu Beginn des Tages, denn als wir den Vorhang geöffnet haben, begrüßte uns ein diesiges und trübes Wetter, dass sehr ungemütlich wirkte und durch feine Regentropfen komplettiert wurde. Uff, das war anders geplant, sollte es doch bei bestem Wetter eine wunderbare Aussicht vom Berg auf die gesamte Nordküste geben und die verschiedenen Pavillons auf dem Weg zum Ausruhen einladen. Den Kindl kann man also schon mal getrost in der Unterkunft lassen und somit wird mein Rucksack für die Wanderung 150 Gramm leichter, auch was Nettes.
Als wir uns fertig gemacht haben, haben wir in der Lobby bemerkt, dass es kostenlose Raincoats – diese Einmalregenjacken – gibt. Diese haben wir kurzerhand auch mal eingesteckt trotz unserer Regenjacken. Zwei Meter aus dem Haus heraus entschlossen wir uns dann spontan diese Raincoats auch direkt überzustreifen, um unsere Kleidung vor dem langen Tag zu schützen. Noch schnell Frühstück und Getränke bei 7-Eleven eingesammelt und auf geht es Richtung Berg. Dieser soll 2,5km von Jiufen entfernt liegen, weshalb wir erstmal zum Berg wandern müssen, was auf Grund der Gebirgslage von Jiufen auch schon einige Höhenkilometer mit sich bringt. Wir wandern die ersten 5 Minuten freudig vor uns her, es ging netterweise auch zunächst bergab, bevor ich an einer Kreuzung den Weg kontrollieren wollte, um zu prüfen, ob wir links oder rechts gehen müssen. Leider war an diesem Morgen meine Kartenlesekunst so getrübt vom Regen wie das Wetter, denn ich habe uns zielstrebig in die falsche Richtung geleitet. Ergo ging es wieder 100 Höhenmeter zurück bergauf zum Startpunkt. Das Ganze als Training betrachtet also nur eine kleine Extrarunde.
Nun wirklich (wirklich!) auf dem richtigen Weg wandern wir erneut los. Erstes Ziel bleibt wie geplant der Berg und wir hoffen, dass wir trotz der aktuellen Wetterlage zumindest ein bisschen sehen. Nach ca. 1 Stunde sind wir im Dorf am Fuße des Berges angekommen und unterwegs u.a. an der alten Goldmine der Ruifang Region vorbeigekommen, ist Isa hungrig. Denn beim 7-Eleven hatte nur ich mir ein Sandwich zum Frühstück mitgenommen und Isa blieb bei ihrem Tee sowie einem Regenschirm. Folglich gingen wir erstmal in ein süßes Bistro, das der Besitzer mit seinen beiden Katzen betrieb. Isa bestellte einen Grünen Tee sowie zwei mit roter Bohnenpaste gefüllte Roti. Die Katzen des Besitzers leisteten uns zusätzliche Gesellschaft und so machten wir eine halbe Stunde Pause.
Auch in der Zwischenzeit hat es leider nicht aufgehört zu regnen und so mussten wir den Weg weiterhin im Regen fortsetzen. Ein paar Minuten später war der Fuß des Berges erreicht und wir konnten mit dem Anstieg beginnen. Was direkt erkennbar ist, dass Taiwanesen, ebenfalls wie die chinesischen Nachbarn, Treppen für die Besteigung eines Berges bevorzugen. Dementsprechend gibt es nicht irgendwelche Pfade und Wege, die sich serpentinenartig den Berg hoch schlängeln, sondern Treppen, die schnurstracks geradeaus verlaufen und eine entsprechende Steigung aufweisen. Auf jeden Fall beim Geländer konnte sich ein Künstler verewigen, denn dieses ist von unten bis zum Berggipfel ein aus Betonguss nachempfundener Bambus und ebenso in Grün angemalt. Der Treppenanstieg begann und wir quietschen uns mit unseren mittlerweile komplett durchnässten Schuhen, langsam aber stetig, die Treppe hoch.

Unterwegs gibt es Rastplätze an verschiedenen chinesischen Pavillons, die genauso aussehen, wie man es aus Filmen kennt. An einem warmen und sonnigen Sommertag würde man von diesen Pavillons eine beeindruckende Aussicht über das Umland und die nächste Bucht an der Küste haben. Ein solch schattiges Plätzchen würde ich unter solchen Umständen durchaus für eine längere Pause mit einem guten Buch nutzen. Da wir leicht andere Umstände hatten, der Regen hat sich intensiviert und die Sicht ist immer noch getrübt, machen wir nur kurz Halt um etwas zu trinken. Je weiter wir nach oben steigen, umso windiger wird es. An sich wahrscheinlich keine große Überraschung, die Zunahme hier war jedoch schon deutlich größer, wie ich es aus den Alpen gewohnt bin. Unterwegs sind wir dann nach der Hälfte doch noch 3 weiteren Personen begegnet, denen das Wetter keinen Strich durch die Rechnung machen sollte, ansonsten hatten wir den Berg relativ für uns. In gewisser Art und Weise auch eine Seltenheit in Asien.
Nach 2/3 der Strecke fing ich so langsam an zu merken, dass wir bereits bis zum Berg über 200 Höhenmeter zurückgelegt haben und die zusätzlichen 400 gr Gewicht in Form von Wasser in der Kleidung und den Schuhen haben hierbei auch nicht gerade geholfen. Zum Glück hatte ich am Morgen die 150gr durch den Kindl eingespart! Der Wind wurde weiterhin stärker und wir näherten uns mit großen Schritten dem Gipfel und war trotz komplett durchnässter Kleidung bester Laune. Vor uns wurde schon der nächste und somit letzte Pavillon vor dem Gipfel sichtbar. Der Wind ist mittlerweile stürmischen Böen gewichen und zumindest meiner Meinung nach stellte Isa Regenschirm, den sie immer noch über ihren Kopf hielt, mittlerweile mehr eine Bedrohung vor herumfliegenden Gegenständen als ein Schutz vor dem Regen dar. Am Pavillon angekommen hat Isa ihren Regenschirm verstaut und ich meine Kamera. Diese hatte mittlerweile auch keine Lust mehr und hat wahlweise beim Betätigen der Knöpfe gar nicht mehr funktioniert oder spaßeshalber komplett andere Funktionen und Menüs geöffnet. Alles verstaut und die Hände wieder frei, waren wir gewappnet für die letzten Höhenmeter.
Die letzten Meter waren etwas gerölliger, aber nur kurzer Zeit haben wir den Gipfel erreicht! Auf 600m haben wir in luftiger Höhe und bei immer noch gutem Wind unser Ziel frühzeitig erreicht, da ein Fels den weiteren Weg und die letzen 10m versperrt. Dies trübt unsere Laune kein bisschen und wir machen das obligatorische Gipfelfoto. Wie ihr an der Gesteinsformationen mit viel Kreativität sehen könnt, handelt es sich hierbei um den Teapot Mountain. Denn dieser Steingipfel soll aussehen wie ein Teapot! Der wichtigste Unterschied in der asiatischen Teezeremonie ist, dass ein Teapot im Gegensatz zu einer Kaffeetasse keinen Henkel besitzt, genauso wie der Berg! Zum Vergleich unten mal ein Bild des Gipfels, wie er unter normaleren Wetterbedingungen aussehen würde. Der Wind ist übrigens auch jetzt noch so stark, dass er mir beim Selfie machen fast das Handy aus der Hand holt als ich die Rückseite genau gen Wind, also Richtung Luv für die Segler und Surfer unter uns, gehalten habe.
Gerade schon wieder die ersten Schritte abwärts machend, entdecke ich noch ein Seil, das zwischen dem Fels hervorguckt. Das müssen wir uns doch nochmal genauer ansehen! Und tatsächlich, der Stein versperrt gar nicht den Weg, sondern bildet eine Höhle, durch die man hindurch zum Gipfel gelangt. Dieses Mal wirklich am Gipfel angekommen, ruhen wir uns ein bisschen aus, wird uns jedoch auch bald ein bisschen kalt auf Grund der nassen Kleidung. Also nichts wie runter, bevor wir uns erkälten.
Der Abstieg erfolgt auf Grund der vielen Treppen relativ schnell und innerhalb von knapp über 30 Minuten haben wir die fast 1000 Treppenstufen sowie die zusätzlichen Pfade bezwungen und sind wieder im Dorf am Fuße des Berges angekommen. Dieses Mal ohne Pause machen wir uns direkt auf den Rückweg. Isa, wieder hoch motiviert, packt dieses Mal direkt oben erneut ihren Schirm aus und vergaß dabei scheinbar komplett die Windbedingungen. Oder aber vielleicht hatte sie auch die Hoffnung entsprechend berühmter Figuren, wie Mary Poppins, mittels Regenschirm schneller ins Hotel zu gelangen und sich so den Abstieg zu ersparen. Hilft aber alles nichts und die Treppenstufen warten schon.
Eine weitere Stunde später kommen wir relativ erschöpft im Tal vor Jiufen an. Eine letzte Entscheidung, ob wir die Treppen oder die Straße nehmen und wir entscheiden uns auf Grund des bisherigen Tages natürlich für die Treppen. Das Training soll sich schließlich auch auszahlen! Wieder auf der Höhe von Jiufen angekommen, geht es noch um einen Tempel herum und anschließend durch die schmalen und verzweigten Gässchen von Jiufen. Als ich mich irgendwann umdrehte, war Isa weg, also dachte ich mir, dass ich am besten am Hotel warte. Kleiner Haken, wie gestern bereits geschrieben ist Jiufen wirklich viel verzweigt und unglaublich unintuitiv angelegt. Das sieht scheinbar auch Google Maps so und hat deshalb den Großteil der Wege nicht enthalten. Hier mal ein kleiner Eindruck.
Nach kurzer Rücksprache schickt mir Isa ihren Standort und ich gehe sie abholen. Zurück im Zimmer heißt es schnell unter die Dusche und aufwärmen! Wir stellen die Heizung an und fangen an, unsere Kleidung zu föhnen. Auf Houtong hat niemand mehr so richtig Lust und deshalb entschließen wir uns stattdessen durch die Stadt zu schlendern und was essen zu gehen. Also werden statt Katzen die Dessertmöglichkeiten von Jiufen erkundet. Ich schlage bei den Peanutbutter Rolls zu und Isa holt sich eine bubble waffle mit Mango. Anschließen geht es zum Abendessen ins Restaurant nach diesem anstrengenden Tag auch direkt zurück aufs Zimmer. Nach so einem ereignisreichen Tag haben wir uns den Schlaf gut verdient.
Am nächsten Tag werden wir noch ein paar der Läden besuchen, die bereits zu hatten und anschließen per Bus nach Taipei zurückfahren, um von dort weiter nach Taichung zu reisen, was einen Großteil des Tages einnehmen wird.
Leave a reply