Heute soll es Richtung Zhongyang Gebirge gehen, das Taiwan von Nord nach Süd durchzieht. Alishan lag auf der anderen Seite im Alishan Gebirge. Für mich sieht es so aus, als ob es sich auf der Karte um ein großes Gebirge handelt, dass von Nord nach Süd läuft. Es werden allerdings bei diesem Massiv 6 Gebirge unterschieden sowie ein zusätzliches kleines Nebengebirge hier im Osten der Insel. Spannend ist, dass – natürlich definitionsabhängig – 2/3 der Insel Gebirge darstellen und Taiwan 164 Gipfel (ohne Nebengipfel, sondern wirklich eigene Berge) auf über 3000m besitzt. Der höchste hiervon ist der Yushan mit 3.952m. Für die Größe der Insel, wie ich finde, schon beachtlich. Als Vergleich gibt es in den Alpen ca. dreitausendsechshundert(3600) 3000er sowie zweiundachtzig 4000er. Entstanden ist hier das Ganze, weil die philippinische Platte auf die südchinesische Juangtse Platte trifft. Das große Gebirge auf der Juangtse Platte, das kleinere auf der philippinische Platte. Taiwan liegt damit am westlichen Rand des pazifischen Feuerrings, an dem auch Kalifornien liegt. Dabei handelt es sich aus einer Kette von Vulkanen, die den Pazifik umgeben und für 90% der weltweiten Erdbeben verantwortlich sind.
Das macht sich auch in Hualien bemerkbar, denn hier gibt es aktuell durchschnittlich 238 Erdbeben pro Jahr. Vermutlich einer der Gründe, warum die Bevölkerungszahl rückläufig ist. Wir haben es nicht bemerkt, aber scheinbar auch in der Zeit in der wir vor Ort waren. Viel bedeutsamer als die Zahl ist allerdings, dass die Quelle des Bebens sehr häufig im 10km Umkreis direkt in Hualien Stadt liegt. Die aktuelle Erdbebenübersicht sieht wie folgt aus:
Das war am 3. April dieses Jahres wiederum ganz anders. Denn dort betrug die Magnitude 7,4 auf der Richterskala. Das ist natürlich noch weit entfernt von den 9,1 bzw. 9,2, die das Erdbeben 2011 im Zusammenhang mit Fukushima hatte oder respektiv das Erdbeben vor 20 Jahren, das den großen Tsunami auslöste. Allerdings dennoch ein extrem starkes Beben, das, wenn man in so einem Fall davon sprechen kann, nur 12 Todesopfer verursacht hat. Dies ist vor allem auf den fortschrittlichen Stand, auch was die Bautechnik betrifft, zurückzuführen. Taiwan ist ein sehr fortschrittliches Land, was man in so einem Fall deutlich sieht. Das letztjährige Beben der Stärke 6,8 in Marokko hatte ~3.000 Todesopfer, das Beben der Stärke 7,8 in der Türkei letzten Jahres ~62.000.
Nichtsdestotrotz hatte das Beben einen enormen Impact auf Hualien, denn es hat zu enormen Schäden an der Taroko Schlucht geführt, der Hauptattraktion von Hualien. Die meisten Wege und Trail sind teils vollständig zerstört und deshalb ist fast alles geschlossen.
Die Busse fahren jedoch wie gewohnt und auch der Rest inklusive der Straßen folgt sonst dem normalen Lauf. Wir nehmen den Bus zur Taroko Visitor Station, der ca. 1,5h Stunden von Hualien benötigt.
Die Fahrt ist schon eine gute Stunde im Gang, der Bus ist sogar zur Hälfte gefüllt und ich lese mich etwas in die Taroko Schlucht ein. In normalen Jahren hat die Taroko Schlucht zwischen 4,5 Millionen und 6,5 Millionen Besucher und war damit ursprünglich die Top-Attraktion von Taiwan. Nun wird mir auch klar, warum die Stadt soviel größer wirkt bei nur 100.000 Einwohnern, wie im letzten Blogpost beschrieben. Bei so einem Besucherstrom reden wir je nach Jahr von durchschnittlich 13.000 bis 16.000 mehr Personen pro Tag(!), die durch die Straßen schlendern und sich über den Nachtmarkt futtern. Die ökonomische Bedeutung der Taroko Schlucht für diese Region ist also riesig und ich frage mich, wie schlimm die Situation für die lokale Bevölkerung und die Läden wirklich ist. Angesichts dessen, dass die Region sowieso schon unter Bevölkerungsrückgang gelitten hat, wird dies die Situation wahrscheinlich noch verschärfen. Nach Recherche ergibt sich, dass die Hualien Hotel Association eine Hotelauslastung von 5% angibt und das, obwohl die Tourismusbranche fast 40% des Arbeitsmarktes und eine mind. ebenso große Höhe der Wirtschaftsleistung in Hualien hat bzw. nun hatte. Das Hauptproblem für Hualien liegt darin, dass in der Vergangenheit sämtlicher Fokus im Tourismus auf die Taroko Schlucht gesetzt wurde und es keinerlei Diversifikation gab. Bisher am meisten davon profitiert haben die Ureinwohner, die zum Beispiel in Taitung – ebenfalls an der Ostküste Taiwans, aber deutlich südlicher – ähnlich wie in Hualien 1/3 der Bevölkerung ausmachen. Diese probieren nun den Touristen das indigene Leben näherzubringen und haben damit zumindest Teilerfolge erzielt. Etwas Ähnliches wird deshalb aktuell auch in Hualien diskutiert. Es wird spannend bleiben, was hier passiert. Wieder auf Google Maps schauend bemerken wir: „Moment wir sind doch an der Abfahrt für Taroko vorbeigefahren?!“ Vielleicht gibt es wegen des Erdbebens auch gesperrte Straßen und wir fahren einen anderen Weg? Wir warten mal ab. Ein paar Minuten später scheint auch der Busfahrer zu bemerken, dass irgendwas komisch ist, wir drehen mitten auf der Straße und fahren zurück zum Eingang. Eine halbe Stunde später sind wir am Visitor Center und fangen an die Straßen und Wege, soweit möglich, entlangzulaufen. Was man aktuell von der Taroko Schlucht sieht, ist sehr beeindruckend, und es ist wirklich schade, dass wir aktuell nicht noch viel mehr sehen können.
Wir sind gute 3 Stunden vor Ort unterwegs und befinden uns gerade wieder auf dem Rückweg zum Visitor Center. Da rutscht Isa leider aus und verknackst sich den Knöchel. Den restlichen Weg werden wir also von einem Zauberer mit seinem Stab begleitet…. upps, das war doch Isa, die sich einen übergroßen Ast geholt hat und als Gehhilfe benutzt. Quasi um das Paket abzurunden, taucht keine 5 Minuten später nach der Situation eine ältere, lokale Dame auf, ebenfalls zu Fuß, und da es nur eine Straße gibt, auch in die gleiche Richtung. Diese hat uns nach 3 Minuten eingeholt und ist weitere 15 Minuten später komplett außer Sichtweite. Isa kommentiert nur: „Was ist das denn für eine Turbo-Oma“. Auch wenn die Gute durchaus zackig unterwegs war, habe ich eine andere Vermutung woran das gelegen haben könnte. Am Visitor Center angekommen, steht der Bus praktischerweise schon dort. Der Busfahrer ist auch so nett und lässt uns schon in den Bus. Er selbst läuft noch ein bisschen herum, denn bis zur Abfahrt sind es noch über 50 Minuten. Wir warten geduldig bis wir losfahren und haben quasi eine Privatfahrt, erst nach 60 Minuten und 2 Haltestellen, bevor wir aussteigen, kommen die nächsten Passagiere dazu. Die anderen Gäste haben scheinbar alle einen früheren Bus zurückgenommen.
Wir nehmen den Weg über den Nightmarket zurück zum Hotel, sodass ich noch eine Papayamilch mitnehmen kann und gehen erstmal duschen. Zum Abendessen habe ich bereits ein Restaurant ausgesucht. In den meisten Restaurants hier in Taiwan, aber auch vielfach in anderen Ländern in Asien, laufen die Bestellungen über Zettel, die man selbst ausfüllt. Unten habe ich mal den Bogen aus diesem Restaurant angehangen. Auch hier haben wir eine leckere Auswahl zusammengestellt, u.a. gab es dieses Mal den chinesischen Klassiker Kung Pao Chicken aus der Szechuan Küchen, mit Hähnchenfleisch, Erdnüssen, Zwiebeln, Chilischoten und Szechuan-Pfeffer sowie manchmal noch weiterem Gemüse.
Das Restaurant hat uns sehr gut gefallen, sowohl atmosphärisch als auch vom Essen und wir schlendern anschließend bestens gelaunt zurück zum Hotel. Morgen früh werden wir um 8 Uhr ab Hotel abgeholt, denn wir haben eine River Tracing Tour gebucht, bei der man einen Fluss entlangläuft und sich anschließend mit dem Fluss und der Strömung wieder zurückgleiten lässt. Wir sind gespannt.
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