Heute geht es leider schon weiter aus Taichung, der sprichwörtlich mittleren Stadt in Taiwan. Tai steht für Taiwan und chung bedeutet Mitte. Mir hat es hier sehr gut gefallen und die Stadt kann meines Erachtens kulturell und kulinarisch voll überzeugen.
Auf Grund der überzeugenden Leistung bei der Ankunft, immer richtig umzusteigen, nehmen wir direkt ein Uber zum HSR Train Station, der Station für den Schnellzug, die sich Taichung mit Changhua teilt. Deshalb liegt sie auch zwischen den beiden Regionen und ca. 25 Fahrminuten von der City entfernt. Dort angekommen holen wir uns Tickets für den Zug nach Chiayi, von wo man in die Alishan Region weiterreisen kann.
Der Plan ist eigentlich, mit dem Forest Train weiterzufahren. Einer alten Lok, die sich durch die unberührte Natur langsam den Berg hoch bewegt und deshalb hervorragende Aussichten bietet sowie Fahrten mitten durch den Taiwanesischen (Berg)-Wald. Die 86 km zwischen Chiayi und Alishan sowie die 2244 Höhenmeter, um von 30m auf auf 2274m zu kommen, legen die Loks (zwei davon sind noch Dampfloks) auf der 1912 gebauten Strecke in ca. 4 Stunden zurück. Natürlich hoffe ich, dass wir die Dampflok erwischen, wir haben aber sowieso schon Glück diese erstaunliche Bahnfahrt vom subtropischen Chiayi, über das gemäßigte Klima von Zhuqi bis in die alpine Zone von Alishan mitmachen zu dürfen. Denn nach einem Taifun in 2009 war die Bahnstrecke ganze 15 Jahre bis Juli dieses Jahres geschlossen!
Am Bahnhof angekommen, müssen wir erstmal den Bus von der HSR Station zur normalen Station nehmen. Der dortige Bus- und Bahnhof befindet sich aktuell im Umbau, weshalb sich auf der einen Seite der Busplatz befindet und, getrennt durch die Baustelle, auf der anderen Seite der Bahnhof samt Gleisen und Gebäude. Verbunden durch eine Überführung mit jeweils zwei Treppen. Nachdem wir das vor Ort verstanden haben, dass wir keine Bahntickets auf unserer Seite erhalten, geht es rüber auf die andere Seite. Hat aber auch gute 5 Minuten und viel Zeichensprache benötigt. Dort angekommen suchen wir den Bahncounter, den wir zum Glück leicht finden.
Angestellt und gewartet bis wir an der Reihe sind, möchten wir gerne zwei Tickets haben. Antwort: Sold out. Mmh doof, aber wahrscheinlich auch hoher Andrang. Auf die Frage wie es morgen aussieht: Sold Out. Ok, wann gibt es die nächsten freien Tickets? Sold out. Aha, wir haben es hier also mit der Standard chinesischen Vorgehensweise zu tun. Also neuer Versuch: Wie sieht es aus mit Chiayi to Middle. Aaah two seats, only standing 3 hours. Mmh auch nicht cool. The day after? Aaah two tickets seat!
Ok, erstmal zum Beratschlagen zurückziehen. Stehend ist doof bei der Zeit, also müssen wir uns einen Alternativplan überlegen. Wir können stattdessen den Bus nehmen und der nächste und letzte des Tages um 15 Uhr fährt in 20 Minuten laut Google. Also keine Zeit verlieren, wieder an den Counter. Ticket Alishan to Chiayi? Aaah sold out! Tickets Alishan to Chiayi on Thursday. Klappt nicht. Kalender raus und auf den 14ten zeigend two Ticket Alishan to Chiayi. Aaah Moment Moment. Aaah two tickets! Perfekt, die nehmen wir. Ich freue mich und bedanke mich innerlich für die Kooperationsbereitschaft und das innere Blumenpflücken, dass diese kurze, aber intensive zwischenmenschliche Beziehung mir bereitet hat.
Nun also zum Bus. Wir müssen wieder rüber zum Busbahnhof. Wieder hoch gestapft und rübergelaufen. Dort probiere ich zu erfahren, welchen Bus wir brauchen und von wo er fährt. Dort sagen sie uns drüben auf der anderen Seite 😳🤔. Naja sind ja noch 10 Minuten, solange wir nicht wieder zurückmüssen. Scheinbar fahren auf dieser Seite Busse, aber nur Highway Fernverkehrbusse. Alishan mit 86km disqualifiziert sich auf Grund des fehlenden Highways hier scheinbar. Wieder die Treppe hoch und rüber, probiere ich neue Erkenntnisse am Bahncounter zu erlangen. Isa holt sich in der Zwischenzeit was zu essen. Der am Bahncounter versteht im wahrsten Sinne nur Bahnhof und weiß von Bussen gar nichts. Die Tourist-Information will mir auch was Komisches erzählen, wo ich Tickets bekomme und kaufen kann. Dem traue ich nicht und gehe raus. Ich denke, die letzten 5 Minuten, bis der Bus kommt, sind dort besser investiert. Auf einem kryptischen Fahrplan, der insgesamt 20 ausgehängten Busfahrplänen, steht Alishan. Passt, ich lasse die digitale Anzeige 5 Mal durchlaufen, die besagte Busnummer taucht nicht auf. Mist, schon weg? Weis man nie, eigentlich sind noch 3 Minuten. Ich warte und Isa kommt auch mit ihrem Essen dazu. 5 Minuten später fährt der richtige Bus in den Busbahnhof ein und wir können die Reise Richtung Alishan und in den Ort Fulan antreten.
Die Busfahrt zu unserem Haltepunkt dauert 50 Minuten und schraubt sich auf dem Weg die Serpentinen hoch. Der Bus schwankt dabei ganz schön und Isa bekommt die Fahrt leider nur so semi gut, verschläft aber zum Glück dann das Meiste. Die Aussicht ist nach kurzer Zeit schon ganz cool und ansonsten kann ich die Busfahrt mit aus dem Fenster schauen und Blog schreiben verbringen.






Isa benötigt nach der Fahrt erstmal eine Verschnaufpause und ich schaue mir die Umgebung an. Wir sind während der Busfahrt durch die erste Wolkendecke durchgekommen und mittlerweile auf ca. 1500m Höhe. Hier ist es wunderbar sonnig und absolut herrliches Wetter. Die Aussicht, die sich mir direkt bei der Bushaltestelle bietet, ist einfach umwerfend schön und ich genieße die Sonne und den Ausblick bei ca 24°C.
Anschließend machen wir uns auf in Richtung Hotel und stellen direkt fest, dass diese Region nicht nur für Tee bekannt ist, sondern wirklich überall Tee gelebt wird. Jeder zweite Laden ist ein Teeladen oder für Zeremonien angedacht. Auch kommen wir direkt an einem Teebauer vorbei, der gerade seine Teeblätter trocknet. In dieser Region wird vor allem Oolong Tee hergestellt. Dieser ist länger fermentiert wie grüner Tee, aber kürzer wie schwarzer Tee, also zum Beispiel Darjeeling oder Assam. Die hohe Lage mit dem, wie wir bestätigen können, vielen Nebel soll optimal für den Anbau sein. Wie ich hier zusätzlich gelernt habe, wird für Oolong Tee, wie auch für den grünen, weißen oder schwarzen Tee, die Teepflanze Camellia Sinensis verwendet, welche hier ausschließlich angebaut wird. Bei Rooibos Tee handelt es sich dementsprechend um einen Aufguss, quasi einen Kräutertee.
Der Fußweg zum Hotel ist nicht lang, nur knapp über 1km, aber nach kaum 200m sehen wir ein süßes Café und lassen uns nieder. Isa nimmt Nudeln mit Teeöl und ich einen leckeren Cheesecake bevor es weitergeht. Nach ein paar Kurven sehen wir das Hotel und biegen ein. Nach dem Check-in werden wir gefragt, ob wir auch vor Ort Abendessen möchten. Da wir keine Lust mehr haben zu laufen, sagen wir ja.
Das Hotpot war sehr schön angerichtet, kann aber nicht mit dem in Taipei mithalten. Satt werden wir natürlich trotzdem. Danach folgt der typische Spaziergang zum nächsten Ort. Dort gibt es Hi-Life, ein 7Eleven Verschnitt und wir holen uns eine Cola und ein Eis. Ich habe ein interessantes Eis gefunden, das wie das Suntory Eis ist, das Papa und ich immer in Spanien essen. Mit dem Unterschied, dass Vanille und Schoko gemixt sind. Nach einer viertel Stunde bergauf sind wir wieder zurück im Hotel und den restlichen Abend spielen wir noch eine Runde auf der Terrasse des Zimmers, bevor es ins Bett geht, denn am nächsten Tag stehen die ersten Wanderungen an.



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