Taichung im Norden & Nightmarket

A

m ersten, vollen Tag in Taichung freuen wir uns über den ausbleibenden Regen und die wundervollen 26°C. Isa ist hoch motiviert und, da Taichung nur 1 Stunde vom Meer entfernt liegt, würde gerne Kiten. Wir steuern um 9 Uhr morgens eine Kite Station an und Isa macht sich mit dem Kitelehrer auf zum Meer. Ich habe keine Lust aufs Kiten und würde auch viel lieber das Umland von Taichung erkunden, also auf gehts. Sehr zu meinem Glück muss ich die ersten Kilometer nicht zu Fuß zurücklegen sondern 300m von der Kitestation befindet sich eine UBike Station, bei der man Fahrräder mieten. Solche Stationen gibt es in großer Zahl in allen Städten in Taiwan.

Also schnell angemeldet, Zahlungen eingestellt und schon habe ich ein Fahrrad ausgeliehen. Die Sattelhöhe geht zwar nur bis zur Mitte des Oberschenkels, ist also scheinbar auf eine andere Durchschnittsgröße ausgelegt. Ist aber auch gar nicht so schlimm, den bei allen Rädern handelt es sich um EBikes, sodass der Kraftaufwand sich in Grenzen hält. Ich steuere erstmal einen Laden im nächsten Dorf an, hole mir eine Coke light und die schon vor 12 Jahren in Shanghai beliebte Kreation von Mantou (gedämpfter Hefekloß, normalerweise mit einer würzigen Fleischfüllung) in Pizza Style also mit Tomaten und Käse. Schmeckt immer wieder, auch zu meiner Überraschung, besser als es sich anhört (oben auf dem Bild).

Anschließend geht es ins Zentrum der Stadt des Waipu District, ich bezeichne es als Dorf, weil aus asiatischer Perspektive ist es das. Aus deutscher Sicht wäre es eine Großstadt. Auf dem Weg dorthin entdecke ich einen richtigen Supermarkt und möchte natürlich sofort einmal durchlaufen. Unterwegs ein paar Drachenfrüchte mitgenommen, gleicht der Aufbau mittlerweile denen in Europa, also zuerst Gemüse/Obst usw. Das Kaufverhalten ist also scheinbar nicht nur kulturell bedingt, sondern ihm liegen scheinbar natürlichere, psychologische Prozesse zu Grunde.

Mein erster Stopp wird der Haupttempel der Stadt sein, in dem es aus irgendeinem Grund absolut rammelvoll ist. Scheinbar ist es der Haupttreffpunkt des Ortes am Wochenende. Generell finden in Asien an Tempeln alle möglichen Veranstaltungen statt incl. Mahjong spielen. Wie bei vielen Tempeln hier handelt es sich um einen taoistischen Tempel.

Man sieht Menschen aller Altersklassen hier manche bleiben nur kurz in der Tür stehen und verbeugen sich mit zusammengepressten Händen in Richtung der Götterstatuen auf dem Hauptaltar. Andere gehen hinein, zünden Räucherstäbchen an und gehen langsam von Nische zu Nische, um die jeweiligen Heiligen anzusprechen. Besonders schön finde ich die Räume mit süßen kleinen elektrischen Lichtern (Siehe Bild) in großen Säulen. Die meisten Tempel werden privat finanziert und jeder Spender erhält so eine Kerze.

Nach dem Tempel schlendere ich noch eine Weile durch die Stadt, die aber quasi jedem anderen asiatischen Kleinstadt gleicht und deshalb nicht besonders aufregend ist. Deshalb suche ich mir ein neues Ziel, welches ich schnell finde, bestelle mir ein Uber und mache mich auf in dem Wuqi District.

Eine halbe Stunde später bin ich angekommen und freue mich auf einen schönen Nachmittag mit Shopping 😁

Praktischerweise gibt es hier auch einen Foodcourt den ich habe mittlerweile Hunger. Und mega positiv ist, dass ich doch tatsächlich einen Okonomiyaki Stand finde. Eine meine Lieblingsspeisen aus Japan, bestehen aus Kohl, Mehl, Ei und Dashi. Da muss ich natürlich nicht zweimal überlegen und schlage direkt zu. Nachdem ich mich gestärkt habe, gehe ich die Mall ab, die interessanterweise ein Riesenrad hat, von dem man den ganzen Hafen überblicken kann, denn die Mall befindet sich direkt am Hafen von Taichung. Ich lege noch in ein paar Shops halt ein, finde einen coolen Pulli von einer mit bisher unbekannten Marke sowie was bei Kate Spade, irgendwie einer meiner Lieblingsläden in letzter Zeit. Die Zeit verfliegt wie im Flug und Isa ist mit dem Kiten fertig. Der gleiche Taxifahrer von heute Morgen wurde wieder bestellt und sammelt mich unterwegs ein, bevor es weiter zum Hotel geht.

So früh wollen wir natürlich noch nicht schlafen gehen und deshalb geht es nach einer kurzen Pause weiter Richtung Feng Chia Nightmarket. Mal wieder zunächst an der falschen Bushaltestelle stehend und darüber wundern, warum immer nur die falschen Busse fahren, korrigieren wir diesen Fehler schnell und sitzen 10 Minuten später im richtigen Bus. Nachtmärkte sind in fast allen asiatischen Ländern weit verbreitet, schließlich ist es tagsüber warm und viele sind am Arbeiten, da kommt so ein abendlicher Markt recht gelegen. Heutzutage und hier in Taiwan sind das vor allem viele Fressbuden, Restaurants und Kleidungsgeschäfte sowie Spielautomaten.

Das Bild hat sich zu 2011/12/13 in Shanghai sehr gewandelt. Denn die damals zweithäufigsten Stände nach den Fressbuden waren Raubkopierstände, wo man die gesamte Friends Serie für 5 Euro und neuste Filme für 1-2€ kaufen konnte. In Zeiten des Streamings hat sich das scheinbar erledigt. Nicht so schlimm, wir essen ja sowieso gerne. Wir starten mit einem Papaya Milchshake sowie süßen Süßkartoffelbällchen (eigentlich ein Dessert).

Weiter geht es auf dem Markt, der eine langgestreckte Straße ist und auch eine riesige Kreuzung überquert, na gut hier fahren schon noch ein paar Autos. Dafür gibt es ja Ampeln. Das alles bei immer noch perfekten 25°C um 20:30, absolut traumhaft. Auf der anderen Seite entdecken wir glasierte Süßkartoffeln. Da führt natürlich kein Weg dran vorbei, die müssen probiert werden! Auch die gute, ältere Dame im Hintergrund, die fleißig am Schälen und Schnippeln ist, empfiehlt uns diese dringlich. Ob da wohl eine gewisse Voreingenommenheit herrscht? Egal, die sehen gut aus! Und sie sind es auch. Auf dem Weg sehen wir viele weitere coole Möglichkeiten für das Abendessen u.a. Unser späteres Dessert. Besonders cool ist der Teestand, der seinen Tee ganz stilecht (?!) per Zapfsäule ausschenkt. Irgendwie aber trotzdem ziemlich cool.

Aber erstmal wollen wir den gesamten Markt erkunden, um einen vollen Überblick zu gewinnen und die Spielbuden sind wirklich überall. Wenn dann noch nicht der typische Greifarm, der sonst hier omnipräsent ist, vorherrscht, sondern wie hier Flipperautomaten, ist die Bude rappelvoll.

Wir begeben uns zu unserem Hauptgang. Spicy Noodles, die uns wärmstens empfohlen wurden. Die Bedienung ist zwar für taiwanesische Verhältnis ruppig, aber im Vergleich zu Deutschland bedeutet das, dass man einen guten Service hat. Man wählt aus 4 Soßen aus und dann den Schärfegrad 1,2,3,5,10 oder Challenge. Wir bestellen die Nudeln auf 3 und ich bestelle mir Wantans auf 10. Die Nudeln kommen und sind einfach unfassbar lecker! Die 3 haben für mich eine leichte Schärfe, weniger als meine Currys, und sind daher leicht und gut essbar. Die Wantans auf 10 sind dann schon recht scharf. Noch nicht heul-scharf, aber der Mund brennt ordentlich und es ist auch nicht weit weg. Ausreichend damit ich nicht die Challenge machen möchte. Für Isa, die für europäische Verhältnisse scharf ist, war bisher alles immer ok, hier kommt sie aber ans Limit, wie man an dem leicht errötetem Teint erkennt. Lecker fand sie es trotzdem und wir ziehen zufrieden weiter.

Es geht wieder in die andere Richtung auf der Straße zum bereits ausgeheckten Dessert 😍.

Wir bestellen, bekommen eine Nummer und müssen ca. 10min warten. Naja gut, schlendern wir weiter. Isa mochte eigentlich einen Smoothie, leider sind alle Früchte an dem Stand aus, außer rote und grüne Bohnen Smoothie. Rote Bohnen sind hier sehr beliebt und werden in fast allen Dessertformen gereicht, von Teigtaschen und Hefeklößen über Kekse bis Pudding. Isa hat deshalb schon einen leichten rote Bohnen Wahn und lehnt dankend ab 🤯. Zwischenzeitlich ist das Dessert fertig.

Mit Oreo Keksen gefüllte Waffeln, einfach zum anbeißen!

Isa könnte sich noch ein bisschen Obst sowie eine Kirimochi, das ist gebratene Reispaste, die wir schon beim BBQ in Tamsui hatten.

Gut gefüllt verlassen wir den Nightmarket, der sich so langsam auch leert und die Läden schließen. Wir haben auch schon 00:30 und wir bestellen uns ein Uber zum Hotel, wo wir glücklich und mit sehr vollem Magen einschlafen!

Anna Lena

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Visual Portfolio, Posts & Image Gallery for WordPress